Ich bin Sarah,

Eines Tages war es einmal wieder so weit:

Meine Tochter Bella war über Nacht wieder einmal gefühlte 10 cm gewachsen und es war an der Zeit, Kleidung auszusortieren. Doch was tun mit dem süßen Kleidchen, den coolen Shirts und den lässigen Hosen? Mit der Zeit hatte ich das Konzept entwickelt, kleine Stapel im Kleiderschrank einzurichten: „zum Verkauf“, „zu schade zum Verkauf“, „möchte ich unbedingt behalten“, „brauche ich vielleicht noch“. Dabei landeten die meisten der zuckersüßen Kleidungsstücke im Bereich „unbedingt behalten“. Nun ergab sich allerdings schnell folgendes Problem: Ich wollte vieles unbedingt behalten! Also quetschte ich Mal für Mal mehr Hosen, Bodys und Röcke in diese Ecke des Schrankes. Mit der Zeit war das Quetschen von lautem Fluchen und immer kraftvollerem Drücken begleitet. Es fehlte einfach der Platz für all die Sachen, sodass ich mich in Gedanken bereits dabei beobachtete, mit Sack und Tüten zur nächsten Kleiderspende zu spazieren.

Ich wusste allerdings auch, dass mich ein Weggeben der Kleidungsstücke sehr traurig gemacht hätte. In der Hose ist Bella das erste Mal gelaufen. Der Pullover war bei ihrer ersten Breimahlzeit mit dabei. Und in diesem Kleidchen suchte meine Tochter ihr erstes Osternest. Nein, diese Erinnerungen konnte ich nicht einfach so weggeben!

Dann vielleicht verkaufen und ein anderes Kind glücklich machen? Gesagt, getan. Doch schnell merkte ich, was das bedeutet. Erst schreiben, dann verhandeln, versenden und von vorn. Und dann der Moment, in dem man die besagte Hose, in der das Kind die ersten Schritte gewagt hat, in einem Umschlag auf Reisen schickt. Lohnt es sich wirklich, diese Erinnerungen für wenige Euro aus den Händen zu geben?

Schließlich kam der Tag, der alles veränderte…

Meiner Tochter wurde ihr geliebtes „Lamakleid“ zu klein. Nichts half, dieses Kleid durfte auf keinen Fall in den besagten Schrank wandern. Doch was nun damit tun? Erst dachte ich mir: „Dann schneide ich das Lama eben aus und nähe es auf ein anderes Kleidchen.“ Doch dann kam mir DIE Idee: „Ich gestalte dir etwas Besseres, mein Huschel! Ich nähe dir eine Decke aus all deinen Lieblingssachen. Mit dieser Decke werden wir dann kuschelnd in die Vergangenheit reisen und ich erzähle dir, welch wertvoller Mensch du bist!“

Ich trat an den Schrank und nahm die Kleidung in die Hände. Da waren sie, die ersten Strampler meines Sohnes und meiner Tochter. Ich roch daran. Ich fasste sie so zart an, als würden meine Babys noch darin liegen und friedlich schlafen. Das war er: Der Strampler, mit dem du nach Hause kamst! Ich erinnerte mich sofort an die ersten Stunden als Familie. Wie lange saßen wir vor deinem Bett, haben dich in deinem Strampler angesehen und bestaunt. Haben dich gestreichelt und dir Geschichten erzählt. Mit Gänsehaut erlebte ich den Tag noch einmal.

Ich wollte dir von all dem erzählen, was du in welchem Kleidungsstück erlebt und gelernt hast. Warum mir die Farbe so gefiel und wie dieser kleine Fleck in das Kleidchen gekommen ist. Deine Geschichte erzählen, mit deinen ersten Sachen, mit DEINER Kuscheldecke! 

Und nun? Jetzt sind diese Erinnerungen als Kuscheldecke dabei, wenn wir abends spannende Geschichten lesen, wenn wir abends mit Kakao auf dem Sofa kuscheln oder wenn du einmal nicht gut einschlafen kannst.

„Erinnerung ist eine Blüte, die im Herzen nicht welkt.“ (Ruth Lingenfelser)

Ich bin mir der Verantwortung und dem nötigen Vertrauen bewusst, die ich mit deinem Auftrag bekomme. Ich werde die Kleidungsstücke so behandeln, als hätte mein Kind sie getragen!